Kultur

Die Theologie muss wieder in Einklang mit der Kirche gebracht werden

Zwei Theologen der Universität Wien, der eine katholisch, der andere evangelisch, argumentieren, dass sich ein gelebtes Christentum außerhalb der Kirche als Illusion erwiesen hat. Sie kommen auch zu dem Schluss, dass die Zeit, in der sich die universitäre Theologie der Kritik an Papst und Lehramt widmete, vorbei ist.

José M. García Pelegrín-20. Dezember 2023-Lesezeit: 4 Minuten
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Traditionell findet das Theologiestudium in Deutschland an staatlichen Universitäten statt, es gibt aber auch Ausnahmen, wie die Philosophisch-Theologischen Hochschulen verschiedener Orden - die bekannteste ist die Jesuitenhochschule in Sankt Georgen bei Frankfurt - und einige Bistumshochschulen.

Die jüngste davon ist die Katholisch-Theologische Hochschule Köln (KHKT), die Nachfolgerin der Theologischen Fakultät der Gesellschaft des Göttlichen Wortes. Diese sind staatlich anerkannt.

Während ihres Studiums können die angehenden Priester in einer Gemeinschaft (Konvikt) leben, aber sie bleiben erst nach Abschluss ihres Studiums im Seminar.

Dieses System hat den Vorteil, dass die Theologie mit anderen Disziplinen, die an der Universität gelehrt und erforscht werden, verflochten ist. Es hat aber auch seine Schattenseiten aufgrund der Spannung zwischen der Freiheit der Forschung und der Professorenschaft einerseits und der Unterwerfung unter die Glaubensdoktrin andererseits.

Die Berufung von Theologieprofessoren an staatlichen Universitäten bedarf der kirchlichen Zustimmung, wie sie in den Konkordaten festgelegt ist. Konkret bedeutet dies, dass das Wissenschaftsministerium eines Bundeslandes den jeweiligen Diözesanbischof konsultiert, wenn es Bedenken gegen die Lehre oder den Lebensstil eines bestimmten Kandidaten hat oder wenn seiner Ernennung nichts entgegensteht ("nihil obstat").

Nach den Richtlinien der vatikanischen Kongregation für das katholische Bildungswesen (jetzt "Dikasterium für Kultur und Bildung") vom 25. März 2010 muss der Diözesanbischof zunächst das "römische nihil obstat" beantragen: Er muss einen Antrag an das genannte Dikasterium stellen, das diesen in einem "interdikasteriellen" Verfahren unter Beteiligung anderer vatikanischer Dikasterien, insbesondere des Dikasteriums für die Glaubenslehre, prüft.

In den letzten Jahrzehnten scheint jedoch an den theologischen Fakultäten die "Freiheit der Forschung" Vorrang vor dem Gehorsam oder der Loyalität gegenüber dem Lehramt zu haben. Konkrete Folgen hat dies zum Beispiel im deutschen "Synodalweg".

Einer ihrer wichtigsten Vertreter, Thomas Söding, stellvertretender Vorsitzender des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) und des Synodalweges selbst, ist Professor für Exegese des Neuen Testaments an der Universität Bochum.

Auf der letzten ZdK-Tagung wurde deutlich, wie diese "Exegese" funktioniert: Im Zusammenhang mit einem Schreiben des Kardinalstaatssekretärs und der Kardinalpräfekten der Dikasterien für die Glaubenslehre und für die Bischöfe vom 16. Januar 2023 heißt es mit ausdrücklicher Genehmigung von Papst Franziskus: "Weder der Synodalweg, noch ein von ihm eingesetztes Gremium, noch eine Bischofskonferenz hat die Kompetenz, einen Synodalrat auf nationaler, diözesaner oder pfarrlicher Ebene einzusetzen".

Anstatt den klaren Inhalt zu reflektieren und die entsprechenden Konsequenzen zu ziehen, werden die vermeintlichen Gründe, warum der Papst oder die Kurienkardinäle ein solches Verbot erlassen haben könnten, interpretiert. Thomas Söding, wörtlich: "In diesem Brief wurde meines Erachtens sehr deutlich der Einwand aus Rom formuliert, dass es weder einen Synodalrat auf Bundesebene geben soll, der sozusagen eine höhere Instanz als die Bischofskonferenz ist, noch dass der Bischof - um es mit meinen Worten zu sagen - eine Art Geschäftsführer eines Synodalrates sein soll. Der Synodalausschuss ist gerade nicht dazu da, den Bischof zu relativieren und ihm Macht zu nehmen".

In einem auf der offiziellen Website der Deutschen Bischofskonferenz "katholisch.de" veröffentlichten Aufsatz gehen Ulrich Körtner, Professor für Systematische Theologie (Reformierte Theologie) an der Evangelisch-Theologischen Fakultät, und Jan-Heiner Tück, Professor für Dogmatik und Dogmengeschichte an der Katholisch-Theologischen Fakultät, beide an der Universität Wien, auf die aktuelle Situation an den theologischen Fakultäten ein.

Nach Ansicht der Autoren "gibt es seit langem eine gewisse Tendenz zur 'Vertiefung' der Theologie im Sinne einer interdisziplinären Religionsforschung, die sich zunehmend von den Kirchen distanziert und sich lieber mit 'gelebter' oder 'unsichtbarer' Religion beschäftigt".

Anstatt die Hierarchie zu kritisieren - "die Zeiten, in denen die akademische Theologie in erster Linie eine Kritik am Papst und an der Kirche war, sind wohl auch vorbei, da die wenigen Leute, die sich heute für kirchliche Theologie interessieren, zunehmend an kirchlichen oder evangelischen Ausbildungsstätten studieren" - argumentieren sie, dass die aktuelle Theologie "sich als eine mittelmäßige Form der Religionssoziologie entpuppt".

In einem Prozess der Säkularisierung und auch der "Individualisierung der Religion", so die Autoren weiter, entstehe die weit verbreitete Auffassung von der Existenz einer "unsichtbaren Religion", die sie als "Mythos beschreiben, der auf der irrigen Vorstellung beruht, dass jede Antwort auf Sinnfragen religiös ist".

Einerseits hat sich die Vorstellung, dass es möglich ist, das Christentum außerhalb der Kirche zu leben, als "weitgehend eine Illusion" erwiesen, denn "ohne eine Verbindung zur Kirche verflüchtigen sich Glaube und Praxis".

Andererseits bestehe auch in der Kirche und in der Theologie "die Gefahr, dass sich der christliche Glaube zu einem Christentum ohne Christus verflüchtigt", denn statt vom Gott der Offenbarung zu sprechen, stehe oft die Frage der Migration und des Klimaschutzes im Vordergrund.

In diesem Fall ist "Gott vor allem eine vage 'Chiffre', die zur Steigerung der Moral dient, auf die aber auch verzichtet werden kann, wenn es darum geht, Allianzen mit anderen Teilen der Zivilgesellschaft zu schmieden".

Die Lösung, so die Autoren, sei "eine akademische Theologie, die von der Kirche her und auf sie hin denkt, die sich aber nicht auf innerkirchliche Sphären beschränkt, sondern den wissenschaftlichen Austausch mit anderen akademischen Disziplinen sucht. Statt jedoch die Theorien der Soziologie und der Philosophie unkritisch zu übernehmen und sich mit modischem Vokabular einen interessanteren Anstrich zu geben, gilt es, sich die Grundlagen des Glaubens hermeneutisch wieder anzueignen und in den Dialog einzubringen".

Körtner und Tück kommen zu dem Schluss, dass "dem Thema Kirche in allen theologischen Disziplinen mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden muss, was aber nicht mit einer Klerikalisierung der akademischen Theologie verwechselt werden darf". Dies deckt sich vielmehr mit den Erkenntnissen der Religionssoziologie, wonach Religiosität und Kirchenzugehörigkeit viel enger zusammenhängen als bisher angenommen.

Daher muss "eine zeitgemäße Theologie als eine Ermutigung verstanden werden, sich öffentlich zu engagieren und in Wort und Tat das Evangelium der Liebe Gottes zu bezeugen, das in der Person und Geschichte Jesu eine prägnante Form gefunden hat".

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