Am 6. August dieses Jahres wurde der 30. Jahrestag der Veröffentlichung der wichtigen Enzyklika "Veritatis splendor" (VS) von Papst Johannes Paul II. über die Grundlagen der Moral. Darin wird unter anderem auf die Notwendigkeit hingewiesen, die Wahrheit über den menschlichen Körper richtig zu verstehen, um eine der göttlichen Offenbarung und der "wesentlichen menschlichen Erfahrung" angemessene Lehre zu bieten.
Zunächst geht er kurz auf einige unzureichende und fehlerhafte Theorien ein, die zu schwerwiegenden Abweichungen im Handeln und im Leben führen (vgl. VS Nr. 46). In diesem Zusammenhang bestreitet er den angeblichen Konflikt zwischen Freiheit und Sittengesetz, zwischen Gewissen und Natur. Ebenso weist er den Einwand zurück, der die katholische Auffassung des natürlichen Sittengesetzes des Physikalismus und des biologistischen Naturalismus bezichtigt.
In Wirklichkeit kann der Mensch nicht über den Sinn seines Verhaltens entscheiden, ohne sich auf die Natur zu stützen, die nach dem Plan des Schöpfers gestaltet ist; außerdem ist er in der Lage, dieses Naturgesetz mit seiner Vernunft zu verstehen. wenn sie gut ausgebildet ist (vgl. VS Nr. 47).
Es ist daher falsch zu behaupten, die Freiheit sei vom Wesen des Menschen losgelöst, maßlos, inhaltsleer und der Willkür ausgeliefert und behandle den menschlichen Körper als ein rohes Wesen ohne Sinn und moralische Werte. Denn das natürliche Sittengesetz offenbart und schreibt Ziele, Rechte und Pflichten vor, die auf der leiblichen und geistigen Natur der menschlichen Person und ihrer sozialen Lage beruhen.
Die Lehre der Kirche bekräftigt, dass die vernunftbegabte, geistige und unsterbliche Seele die Form des Leibes und das Prinzip der Einheit des menschlichen Wesens ist, das als Ganzes - in der Einheit von Leib und Seele, als einheitliche Gesamtheit - als Person existiert. Aus all diesen Gründen folgert er: "Der Mensch entdeckt in seinem Körper durch das Licht der Vernunft und die Hilfe der Tugend die Vorzeichen, den Ausdruck und die Verheißung der Selbsthingabe nach dem weisen Plan des Schöpfers. Im Lichte der Würde der menschlichen Person - die um ihrer selbst willen bejaht werden muß - entdeckt die Vernunft den besonderen sittlichen Wert bestimmter Güter, zu denen die Person von Natur aus neigt" (VS Nr. 48).
Darüber hinaus hat Johannes Paul II. die Lehre über die "Theologie des menschlichen Leibes" umfassend entwickelt: Sie stellt ein Lehrgebäude dar, das eine authentische philosophisch-theologische Anthropologie-Ethik aus dem Schlüssel der Ehelichkeit bildet, im Dialog mit den Strömungen des klassischen und zeitgenössischen Denkens. Wir werden die Quellen und den Schlüssel zu diesem originellen Beitrag des Papstes zur Familie in den folgenden Abschnitten erläutern.