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Rod Dreher: «Wenn wir Christen nicht bereit sind zu leiden, werden wir verschwinden»

Der Chefredakteur des Magazins The American Conservative spricht über seine Ansichten zu Themen wie Sanfte Diktatur, Widerstand der Märtyrer oder Kulturkampf.

Maria José Atienza·12 de septiembre de 2022·Tiempo de lectura: 4 minutos
rod dreher

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Rod Dreher lässt niemanden gleichgültig. In seinen beiden Büchern La opción benedictina (Die Option der Benediktiner) und Vivir sin mentiras (Ohne Lüge leben), die beide in Spanien bei Ediciones Encuentro erschienen sind, warnt der amerikanische Journalist und Schriftsteller vor der Gefahr eines erwachenden Totalitarismus WOKE und dem Zusammenbruch der christlichen Zivilisation. In dem Interview, das er El Efecto Avestruz – einer Initiative der katholischen Vereinigung der Propagandisten – gab, spricht der Chefredakteur der Zeitschrift The American Conservative über Themen wie Sanfte Diktatur, Widerstand der Märtyrer oder Kulturkampf.

In Ihrem Buch Life not by Lies weisen Sie darauf hin, dass unsere Zeit der Zeit vor der Sowjetunion ähnelt. Ist das nicht übertrieben?

– So kam es mir vor sechs oder sieben Jahren selbst vor, als ich die Idee hatte, dieses Buch zu schreiben. Ich kam damals mit aus der Sowjetunion in die Vereinigten Staaten ausgewanderten Menschen in Kontakt, die dem Kommunismus entkommen wollten. Sie sagten, dass das, was sie im Westen sahen, an das erinnerte, was sie hinter sich gelassen hatten. Es schien übertrieben, aber je mehr ich mit ihnen sprach, desto mehr war ich überzeugt, dass sie Dinge sahen, die mir entgangen waren.

Was haben sie gesehen?

– Die Entstehung eines Systems, in dem man der herrschenden Ideologie nicht widersprechen kann. In gewisser Weise sehe ich das in meinem Land, und auch in Spanien: Wenn man nicht mit der Gender-Ideologie oder der kritischen Rassentheorie übereinstimmt, kann man gesellschaftlich isoliert werden. Man kann seine Arbeit, seine Freunde oder seinen Status verlieren. Man muss diese Ideologie akzeptieren, um Teil der Gesellschaft zu sein… Darüber gibt es keine Diskussionsmöglichkeit. Und das ist totalitär. Daher auch die Verknüpfung mit dem Sowjetkommunismus.

Glauben Sie nicht, dass es ein Recht auf freie Meinungsäußerung gibt?

– Auf dem Papier, ja, das garantiert unsere Verfassung… in der Praxis aber breitet sich eine totalitäre Mentalität hinsichtlich aller Aspekte des amerikanischen Lebens aus; alles wird zu Ideologie. Es geht nicht nur um staatliche Kontrolle: Große Unternehmen mischen bei WOKE mit und dominieren zum großen Teil die Entwicklung dieser Sichtweise, aber auch die Medien, die Universitäten, der Sport… sogar das Militär machen da mit.

In Ihrem Buch weisen Sie darauf hin, dass es sich nicht um einen «harten» Totalitarismus handelt, sondern um einen «weichen», sanften Totalitarismus. Macht das den Widerstand schwieriger?

– Ja, so ist es. In der Vergangenheit war der kommunistische Totalitarismus so, wie er von George Orwell im Jahr 1984 beschrieben wurde. Der heutige Totalitarismus aber ähnelt eher dem Aldous Huxleys und dem aus seinem Roman «Schöne neue Welt«. Wir verzichten auf unsere Freiheiten, und tauschen dafür Komfort, Unterhaltung und Sicherheiten ein, dass wir mit keinen Unannehmlichkeiten konfrontiert werden. James Poulos nennt das den «rosaroten Polizeistaat», einen therapeutischen Totalitarismus, dem die Idee der Freiheit verhasst ist, weil diese Verantwortlichkeit für unsere Handlungen impliziert. Deshalb unterwerfen wir uns den Behörden.

In dem von Ihnen zitierten Roman von Huxley wird dieses System als ein «Christentum ohne Tränen» beschrieben.

– So ist es, und das ist die sich uns stellende Herausforderung. Viele Menschen, vor allem die Jugendlichen, fürchten sich so sehr vor möglichen Unbequemlichkeiten, dass sie alles zu akzeptieren bereit sind, wenn man ihnen eine sichere Welt garantiert… Aber die Wirklichkeit ist nicht so.

Sind wir Christen in diesem Zusammenhang aufgerufen, einen Kulturkampf zu führen?

– Seit meiner Geburt ist Amerika in einen Kulturkampf verwickelt, und ich glaube, dass sich dieser im Westen verbreitet. Es ist ein Kampf, von dem ich nicht schwärme, aber es ist ein Krieg, der auf uns zugekommen ist – und wir als Christen können das nicht ignorieren. Wir wollen Frieden, aber die aktive Linke des WOKE ist so intolerant und militant geworden, dass wir uns erheben müssen, um unsere Überzeugungen zu verteidigen und darauf zu bestehen, dass sie respektiert werden.

Sie weisen darauf hin, dass diese Ideologie etwas Religiöses an sich hat, in welchem Sinne?

– In dem Sinne, dass für Menschen, die nicht an Gott glauben, die Woke-Bewegung eine Art Ersatzreligion ist. Das war während der russischen Revolution mit der bolschewistischen Bewegung der Fall, die politische Überzeugungen in eine Pseudoreligion umwandelte, um die ohne Gott entstehende Leere der Seelen zu füllen. So war es damals und so ist es heute: Die Anhänger dieser Ideologie glauben, dass sie durch diese einen Sinn im Leben, ein Ziel und ein Solidaritätsgefühl bekommen. Aber es gibt noch einen weiteren Umstand.

Welchen?

– Dass man mit ihnen nicht diskutieren kann. In einem normalen politischen Umfeld kann man disputieren und harte Grundsatzdiskussionen führen… aber nicht mit den Anhängern von WOKE. Sie beharren auf ihren Überzeugungen, die für sie eine Art Dogmen sind. Sie sind so dogmatisch wie der Großinquisitor der spanischen Inquisition oder die Religionspolizei in Saudi-Arabien.

Wenden wir uns nun den Vorschlägen über Maßnahmen zu. Sie haben das Buch Die Benedikt-Option (The Benedict Option) geschrieben, das von vielen missverstanden wird, als Aufforderung Konflikten zu entgehen. 

– Ja, das ist das häufigste Missverständnis bezüglich dieses Buches, und es kommt oft von Leuten, die es nicht gelesen haben. Sie glauben, dass ich sagen will: «Lasst uns in die Berge fliehen und uns verstecken», aber das ist nicht so. Man kann unmöglich dem entkommen, was um uns herum geschieht. Was ich damit sagen will, ist, dass wir zusammenstehen müssen, wenn wir uns den Herausforderungen dieser nachchristlichen Welt als gläubige Christen stellen wollen. Wir sollten stärkere Gemeinschaften bilden und unseren Glauben besser studieren und praktizieren. Wir müssen unseren Glauben verstehen, damit wir der Welt Jesus Christus so zeigen können, wie er wirklich ist. Wir müssen bereit sein, für die Verteidigung der Glaubenswahrheiten zu leiden, sonst werden wir von der Welt assimiliert.

Müssen wir uns an das Zeugnis der Märtyrer erinnern?

– Das ist eines der wichtigsten Dinge, die wir Christen tun können. Wir haben Fälle aus der Vergangenheit, aber auch moderne Beispiele. Man denke nur an die Märtyrer des Spanischen Bürgerkriegs oder an die Geschichte des seligen Franz Jägerstätter, des österreichischen Bauern, der ermordet wurde, weil er sich weigerte, Hitler die Treue zu schwören. Sein ganzes Dorf war katholisch, aber nur Franz und seine Familie blieben standhaft: Wir müssen uns fragen, wie er sich auf sein Leiden vorbereitet hat. Wenn nicht, werden wir als Christen nicht überleben.

Welche Rolle spielen die christlichen Gemeinschaften bei dieser Vorbereitung auf das Leiden?

Hannah Arendt, die große politische Philosophin des 20. Jahrhunderts, stellte fest, dass sowohl das vornazistische Deutschland als auch das vorkommunistische Russland durch atomisierte Gesellschaften mit massiven Einsamkeitsgefühlen gekennzeichnet waren. Die Antworten, die ein Totalitarismus auf daraus resultierende Sehnsüchte gibt, sind einer der wichtigsten Aspekte. Wir müssen uns daher bemühen, eine Gemeinschaft zu bilden. Das geschieht nicht von selbst. Das ist aber der einzige Weg, um zu wissen, wer wir sind und welche Verantwortung wir füreinander und vor Gott haben. Jetzt ist es an der Zeit, sich vorzubereiten: Wir haben keine Zeit zu verlieren.

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