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Papst Franziskus in Ungarn: Freude und politische Spekulationen vor dem Kurzbesuch

Der Heilige Vater besucht die ungarische Hauptstadt Budapest zum Abschluss des Eucharistischen Weltkongresses. Die „statio orbis“-Messe mit ihm wird der Höhepunkt des Glaubensereignisses sein. Doch im Vorfeld gab es auch Missstimmigkeiten.

Daniela Sziklai·8 de septiembre de 2021·Tiempo de lectura: 3 minutos
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Der 52. Eucharistische Weltkongress in der ungarischen Hauptstadt Budapest hat am Sonntag begonnen – mit einer Erstkommunion von 1.200 Kindern. Doch der eigentliche Höhepunkt wird am kommenden Sonntag die Abschlussmesse mit Papst Franziskus auf dem prächtigen Budapester Heldenplatz sein. Sie wird als „statio orbis“ konzipiert – das heißt, sie verweist auf die frühchristliche Tradition der „statio urbis“, als der Bischof einer Stadt eine einzige Messe feierte, an dem alle Gläubigen teilnahmen. Bei dem Ereignis am Sonntag soll diese Verbundenheit der Gläubigen mit dem Heiligen Vater auf die gesamte Kirche ausgeweitet werden.

Papst Franziskus stattet Budapest einen Besuch von wenigen Stunden ab, bevor er noch am gleichen Tag in die Slowakei zu einem mehrtägigen Besuch weiterreist.

Die katholische Kirche in Ungarn hatte den Kongress, der eigentlich schon im September 2020 hätte stattfinden sollen, aber wegen der Corona-Pandemie verschoben wurde, sehr erwartet. Es ist nicht alltäglich, in einem relativ stark säkularisierten Land wie Ungarn ein derart großes Glaubensfest feiern zu können, das auch die Aufmerksamkeit von Nicht-Katholiken und Nichtchristen erweckt. Wenn sogar ein Papst zu Besuch kommt, ist die Aufmerksamkeit noch mehr gesichert.

Die katholische Bischofskonferenz hatte sich daher bemüht, eine Belastung des Eucharistischen Kongresses durch politische Themen möglichst zu vermeiden – was im Vorfeld allerdings nicht ganz gelang. Anfang Juni meldete das katholische US-Portal National Catholic Register, dass der Papst die Repräsentanten des ungarischen Staates, insbesondere Ministerpräsident Viktor Orbán, nicht treffen wolle. Polnische Medien legten kurze Zeit später nach: Grund dafür sei Orbáns restriktive Migrationspolitik, die gar nicht auf der Linie des Papstes liege. Das sei wohl auch die Ursache dafür, dass Franziskus in Ungarn nur wenige Stunden verbringen wolle, wurde spekuliert.

Diese Nachrichten riefen umgehend heftige und offene Papstkritik vonseiten einiger Kommentatoren hervor, die der ungarischen Regierungspartei Fidesz nahestehen. Letztlich musste die Bischofskonferenz selbst eingreifen und öffentlich betonen, dass „selbstverständlich“ ein Treffen des Papstes mit den höchsten Repräsentanten des ungarischen Staates geplant sei. Die Begegnung des Heiligen Vaters mit Orbán und Staatspräsident János Áder soll nun im Vorfeld der Heiligen Messe im Museum der Schönen Künste stattfinden.

Die Regierungspartei Fidesz, an deren Spitze Orbán steht, regiert seit 2010 fast durchgehend mit einer Zweidrittelmehrheit im Land. Parteinahe Persönlichkeiten und Unternehmen dominieren mittlerweile weite Bereiche des öffentlichen Lebens, der Wirtschaft, der Kultur und der Medien. Die rechtsnationale Partei gibt sich weltanschaulich betont konservativ und zeigt sich sehr kirchenfreundlich. Orbán, der selbst der reformierten (calvinistischen) Kirche angehört, nimmt gern an katholischen Veranstaltungen und Liturgien teil und betont in der Öffentlichkeit seinen christlichen Glauben. Erst kürzlich war er in Rom bei einer Tagung katholischer Parlamentarier zugegen. Doch in der Migrationspolitik gab es aus Ungarn immer wieder auch heftige Kritik an der Linie des Papstes – zwar nicht von der Regierung selbst, aber von ihr nahestehenden Persönlichkeiten. 

Die medialen Spekulationen über das Verhältnis zwischen dem Vatikan und dem ungarischen Staat sollen indes die Glaubensbotschaft des Kongresses und des Papstbesuches nicht verdecken, wünschen sich die Organisatoren. Dazu wurde einiges aufgeboten: Zwölf prominente Persönlichkeiten aus Kultur und Wissenschaft legten während der Vorbereitungen als „Verkünder“ Zeugnis für ihren Glauben ab. Vor Beginn der Papstmesse auf dem Budapester Heldenplatz findet ein zweistündiges Konzert statt, in dem bekannte Musiker ihre Zugehörigkeit zu Jesus Christus bezeugen. Das kunstvolle Missionskreuz, das ursprünglich für die Stadtmission 2007 geschnitzt worden war, wurde mit einer Kreuzreliquie und zahlreichen Reliquien ungarischer Heiliger und Seliger versehen und durch das Land getragen.

Eine besondere Bedeutung hat die Hymne des Kongresses: Sie erinnert daran, dass in Budapest schon einmal ein Eucharistischer Weltkongress stattgefunden hat, nämlich im Jahr 1938. Es wurde nämlich entschieden, erneut die damalige Hymne zu verwenden, wenn auch mit moderner Orchestrierung. Im Mai 1938 gab es zwar keinen Besuch eines amtierenden Papstes in der ungarischen Hauptstadt, dafür sprach Kardinalstaatssekretär Eugenio Pacelli – der spätere Papst Pius XII. – die Eröffnungsrede. Er nannte darin in deutlichen Worten Ungarn ein „Bollwerk“ gegen Kommunismus und Nationalsozialismus.Eineinhalb Jahre vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde diese kirchliche Großveranstaltung nämlich deutlich von politischen Konflikten überschattet: Adolf Hitler hatte kurzerhand ein Sondervisum für alle Deutschen eingeführt, die in der Zeit des Kongresses nach Ungarn reisen wollten, um die Teilnahme deutscher Katholiken an der Feier zu verhindern. Da nur zwei Monate vor Kongressbeginn zudem der „Anschluss“ Österreichs an Deutschland stattfand, galt dies auch für die österreichischen Katholiken, die zuvor in großer Zahl erwartet worden waren. Letztlich fanden trotzdem 50.000 internationale Besucher den Weg nach Budapest, an den Veranstaltungen nahmen nach Schätzungen mehrere Hunderttausend Menschen teil. Für die jetzige Papstmesse haben sich immerhin bereits mehr als 75.000 Gläubige registriert, zahlreiche weitere Gruppen werden erwartet.

El autorDaniela Sziklai

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