Alle (vor allem die westlichen medialen und politischen Kreise) erzählen uns täglich, dass der größte globale Notfall derzeit ISIS ist, das muslimische Kalifat mit seiner Ladung an fundamentalistischem Terror, der andere Muslime und religiöse Minderheiten in der Region bedroht und tötet. Natürlich ist dies ein echter Notfall. Aber Papst Franziskus sagt uns, dass die größere Not in Wirklichkeit eine andere ist: die der Migration und der Flüchtlinge.
So äußerte sich der Papst am 11. Januar vor dem beim Heiligen Stuhl akkreditierten Diplomatischen Korps, d.h. den Botschaftern der Länder der Welt, die diplomatische Beziehungen zum Vatikan unterhalten.
Im Mittelpunkt der diesjährigen Rede stand die Frage der Migration. Der Papst betonte die Notwendigkeit, mittel- und langfristige Migrationspläne aufzustellen, die nicht nur auf eine Notsituation reagieren, sondern der wirklichen Integration in den Aufnahmeländern dienen und die Entwicklung der Herkunftsländer mit einer solidarischen Politik fördern, die die Hilfe nicht ideologischen Strategien und Praktiken unterwirft, die den Kulturen der Völker, an die sie gerichtet sind, fremd sind oder ihnen widersprechen.
Franziskus unterstrich auch die europäischen Bemühungen, Flüchtlingen zu helfen, und rief dazu auf, die Werte des Willkommens nicht zu verlieren, auch wenn er einräumte, dass diese manchmal zu "eine schwer zu tragende Last"..
Das ist der Punkt: Europa darf seine Werte nicht vergessen, die auch in seinem christlichen Erbe verankert sind. Angesichts der Migranten kann sie nicht einfach ihre Grenzen schließen. Es ist auffallend, dass alle Kirchen auf dem Kontinent noch nicht für dieses Thema sensibilisiert sind.
"Ein großer Teil der Ursachen der Auswanderung".sagte der Papst, "Das Problem hätte schon längst angegangen werden können. Ihre grausamsten Folgen hätten vermieden oder zumindest abgemildert werden können. Selbst jetzt, bevor es zu spät ist, kann viel getan werden, um die Tragödien zu beenden und Frieden zu schaffen. Dazu müssten althergebrachte Gepflogenheiten und Praktiken in Frage gestellt werden, angefangen bei Problemen im Zusammenhang mit dem Waffenhandel, der Rohstoff- und Energieversorgung, der Investitions-, Finanz- und Entwicklungshilfepolitik bis hin zu der schwerwiegenden Geißel der Korruption"..