In den heutigen Lesungen kommt das Thema der Berufung deutlich zum Ausdruck. Die erste Lesung berichtet von der außergewöhnlichen Offenbarung der Herrlichkeit Gottes, die der Prophet Jesaja im achten Jahrhundert v. Chr. im Tempel in Jerusalem empfing.
Die zweite Lesung berichtet von den Erscheinungen des auferstandenen Jesus vor seinen Jüngern nach der Auferstehung, vor allem vor dem Apostel Petrus (Kephas). Schließlich berichtet das Evangelium über den ersten wundersamen Fischfang, der für Petrus wie eine Offenbarung der Macht Christi war.
Doch trotz des außergewöhnlichen Charakters dieser Episoden waren sie auch ganz alltäglich. Jesaja übte seine priesterliche Tätigkeit aus. Petrus und seine Gefährten verrichteten die alltäglichste aller Aufgaben: Sie flickten ihre Netze.
Jesus steigt in sein Boot. Er bittet sie nicht um Erlaubnis. Sobald er im Boot ist, macht er Petrus das Leben schwer, indem er ihn auffordert, "um sie ein wenig vom Boden zu entfernen". Es war nur eine kleine Bitte, die die Arbeit des Apostels unterbrach. Aber sie hatte eine entscheidende Wirkung: Sie zwang Petrus zum Zuhören. Jesus zwingt Petrus von seiner Arbeit weg, um seiner Predigt zuzuhören. Christus begegnet uns und ruft uns mitten in unserer Arbeit. Aber auch wir müssen unsere Arbeit unterbrechen, um zuzuhören, um das Wort Gottes zu hören und darüber nachzudenken.
Nachdem er Jesus zugehört hat, kann er Petrus mit einer Herausforderung konfrontieren: "...".Fahrt hinaus in die Tiefe und werft eure Netze aus, um zu fangen". Christus fordert uns immer heraus, aus den seichten Gewässern unserer Bequemlichkeit und Mittelmäßigkeit herauszukommen.
Petrus hatte eine fruchtlose Nacht hinter sich. Aber er hatte Glauben. Sein eigenes Versagen entmutigte ihn nicht. "Meister, wir haben die ganze Nacht gekämpft und nichts gesammelt; aber auf dein Wort hin werde ich die Netze auswerfen.". Jeder, der versucht, Seelen für Christus zu gewinnen, kennt dieses Gefühl. Aber eine Seele des Glaubens gibt nicht auf. Getreu dem Gebot Jesu wirft sie ihre Netze immer wieder aus. Schließlich wird ein so großer Fang gemacht, dass er das schöne Problem mit sich bringt, dass man vorübergehend nicht in der Lage ist, diese Fülle zu bewältigen.
Petrus ist überwältigt von diesem Wunder. Die Macht Gottes in Christus lässt ihn sich völlig sündig fühlen, wie Jesaja sich sündig gefühlt hatte, als er die göttliche Herrlichkeit sah. "Herr, weiche von mir, denn ich bin ein sündiger Mensch."sagt er. Darauf antwortet Jesus: "Fürchte dich nicht; von nun an wirst du ein Menschenfischer sein.". Mit anderen Worten: Gerade weil ihr eure Unwürdigkeit erkennt, rufe ich euch zum Apostolat auf. Die demütige Akzeptanz unserer Erbärmlichkeit disqualifiziert uns nicht für den Dienst an Christus. Vielmehr ruft uns unser Herr aus diesem Bewusstsein heraus.