Die Vermittlung Christi ist einer der zentralen Punkte in der Christologie des Kolosserbriefs. Ausgehend von der konkreten Situation der christlichen Gemeinde von Kolossä verallgemeinert Paulus seine Botschaft und bietet eine tiefgründige Reflexion über den Primat Christi in der Schöpfung und der Erlösung. Der Text, aus dem wir einige wichtige Punkte herausgreifen, ist Kol 2,9-15, insbesondere die Verse 13-15: "Euch aber, die ihr tot wart durch eure Übertretungen und die Unbeschnittenheit eures Fleisches, hat er mit ihm lebendig gemacht, indem er euch alle eure Übertretungen vergeben hat, indem er die Schriftrolle mit ihren Verordnungen, die gegen uns war, aufgehoben und weggetan hat, indem er sie ans Kreuz genagelt hat; indem er die Fürstentümer und Mächte entwaffnet hat, hat er sie in Sicherheit gebracht und seinen Sieg über sie in ihm mit einem Triumphzug gefeiert.".
Kontext des Textes
Der allgemeine Inhalt des Kolosserbriefs ist das Werk Christi für die Heiligkeit der Gläubigen und die Treue zum Evangelium, das Paulus empfangen und verkündet hat. Diese Themen werden in Kol 1,24-4,1 entwickelt. Das Herzstück der Darstellung (Kol 2,6-23) besteht aus einer Reihe von Ermahnungen und Warnungen, die die christologischen Gründe umrahmen: Christus und die Gläubigen mit ihm (Kol 2,9-15). Diese Einheit ist in zwei argumentative Phasen unterteilt:
a) Erstens, Motivationen, die auf der gegenwärtigen Situation beruhen (Verse 9-10): in Christus wohnt die ganze Fülle der Gottheit "leibhaftig" (Beziehung Christus/Gott); in ihm seid ihr ganz erfüllt (Beziehung Christus/Gläubige); Christus, Haupt aller Fürstentümer und Mächte (Christus/Mächte).
b) Zweitens: Motivationen, die auf vergangenen Ereignissen beruhen (Verse 11-15). Einerseits die Verwandlung, die in den Gläubigen vollzogen wird: Trennung des Fleisches und der Sünde (Beschneidung, mit einem Bezug zur Taufe, V. 11) und Gewerkschaft mit Christus (Tod/Auferstehung, mit der Konnotation der Taufe, V. 12). Zum anderen das Wirken Gottes/Christus für sie durch das Kreuz (Verse 13-14) und das Einwirken auf die Mächte (V. 15).
Der entscheidende Punkt ist die Fülle, die die Gläubigen in Christus empfangen haben: Sie sind in ihm erfüllt, sie sind mit ihm auferstanden. In Christus haben die Gläubigen bereits alles erhalten und brauchen keine Praktiken, die davon ausgehen, dass die in Christus empfangenen Heilsgaben unvollständig sind oder erst noch erworben werden müssen.
Die gegenwärtige Situation und vergangene Ereignisse
Die Verse 9-10 betonen, dass die Fülle der Gottheit in Christus zu finden ist, in ihm allein und in keinem anderen, wirklich, wahrhaftig, voll und ganz, und dass die Christen Zugang zu dieser Fülle haben, ohne Rückgriff auf geistliche Mächte und die von ihnen geforderten Praktiken, durch die Eingliederung "in Christus". Es wird auch betont, dass Christus das Haupt aller Fürstentümer und Mächte ist. Die Beziehung Christi zu den Christen ist die des Hauptes eines Leibes; die Beziehung Christi zu den Mächten ist die des Hauptes als Überlegenheit und Herrschaft. Die Mächte, die Christus unterworfen sind, können die Fülle, die die Gläubigen allein von Christus empfangen, nicht in Frage stellen oder bedrohen. Da sie alles von ihm empfangen haben, sind sie nicht den Mächten unterworfen, weder den engelhaften noch den irdischen.
Mit diesen Versen geht die Argumentation von der gegenwärtigen Situation der Gläubigen (der endgültigen Vereinigung mit Christus) zu dem, was sie hervorgebracht hat.
In Abkehr vom Ritus der Beschneidung als Ablegen eines Stücks Fleisch spricht Paulus von der Überlegenheit der "Beschneidung Christi", die geistlich ist und den ganzen Menschen umwandelt, indem sie ihn durch die Taufe von allem "Fleischlichen" befreit (in Anspielung auf den neuen Zustand des Christen, der nun in der Ordnung Christi steht) und so den Zugang zur göttlichen Fülle durch die endgültige Vereinigung mit dem toten und verherrlichten Christus ermöglicht, ohne dass eine besondere Praxis oder ein zusätzlicher Ritus erforderlich ist. Diese Trennung oder Entblößung des Fleisches geht Hand in Hand mit einer Gewerkschaft als Tod und Auferstehung, verstanden als neues und verwandeltes Leben des Getauften (persönliche Vereinigung mit Christus), das aber noch auf die endgültige Verherrlichung wartet. Diese Auferstehung wurde durch die Offenheit (den Glauben) für die Macht Gottes ermöglicht.
Die Verse 13-15 verlagern nun den Schwerpunkt auf die Vermittlung durch Christus, indem sie das Subjekt der verwendeten Verben nicht explizit machen. Unser Tod hatte seine Ursache in der Nichtbefolgung des göttlichen Willens, was dasselbe ist wie die "Unbeschnittenheit des Herzens" als Weigerung, dem "Fleisch" zu entsagen; das Leben (die Vereinigung mit der Fülle Christi) ist durch Christus und die Vergebung der Sünden gekommen.
Die Bedeutung der Verse 14-15 lässt sich wie folgt zusammenfassen: Christus, das Haupt, hat friedensstiftend zwischen Gott und den Menschen gewirkt, indem er alle Mächte, die sich ihm widersetzten, ohnmächtig machte und alle Mächte entwaffnete, die, selbst wenn sie unterworfen waren, eine strafende und zwingende Funktion hatten. Im Text bezieht sich der Ausdruck "Fürstentümer und Gewalten" also sowohl auf gute als auch auf böse Mächte. Der Ausdruck "Spektakel geben" bezieht sich ebenfalls auf beides: mit einer negativen Konnotation (Sieg und Kapitulation vor dem Spott) und mit einer neutralen oder positiven Konnotation (Manifestation ihrer Treue), je nach der betreffenden Person. Die triumphale Feier betrifft auch beide. Das Dokument, auf das in V. 14 Bezug genommen wird, ist das Buch, in dem die Engel die Sünden der Menschen aufzeichneten, die eine Strafe verdienten, über deren Anwendung und Vollstreckung die Engel wachen sollten. Der Tod Christi am Kreuz hat dieses Dokument zum Verschwinden gebracht, da die Sünden aus Gnade vergeben wurden.
Professor für Neues Testament an der Universität von Navarra.