Es gibt kurze Bücher, die viel Licht auf relevante Themen werfen, die noch beleuchtet werden müssen. "Eine geheimnisvolle Verführung" ist ein solches Buch, das sich mit dem Wesen des Zölibats befasst, insbesondere mit dem der Zölibatäre, die ihr Leben als gewöhnliche Christen führen, d.h. ohne in den Ordensstand oder das Priesteramt einzutreten.
Dieses Werk hat einen sehr persönlichen Ansatz, der einen Autor verpflichtet, obwohl er kaum eigene Zeugnisse liefert. Aguirreamalloa kombiniert eine gute Dosis biblischer Theologie, Patristik, kirchliches Lehramt, philosophische Anthropologie und zeitgenössische Kultur (es gibt brillante Zitate von Bono, Paul McCartney, William Faulkner und Aleksandr Solschenizyn). Die Lektüre ist sehr flüssig und gibt einen Einblick in die Vergangenheit des Autors als Drehbuchautor und Filmkritiker.
Erläuterung der eigenen Identität
In der Einleitung nennt er das Ziel des Essays, sich selbst seine eigene Identität zu erklären, einen "logos", eine Antwort der Vernunft, für das Leben derer zu finden, die wie er (ein zölibatärer Laie des Opus Dei) den Weg des Zölibats wählen.
Die Erklärung der Zölibat Der Autor unterstreicht den bräutlichen Charakter seines Vorschlags, was viele Laien überraschen mag, denn die bräutliche Partnerschaft mit Jesus ist ein Konzept, das häufig auf den religiösen Staat angewandt wird. Die argumentative Logik des Textes ist jedoch überzeugend und ist sicherlich ein Erbe seines vorherigen Buches "The Greatest Love Story Ever Told", einer systematischen Darstellung des Christentums.
Der eheliche Charakter des Zölibats
Eine der üblichen Erklärungen für den Zölibat ist die Analogie zur Freundschaft, da Christus seine Jünger als Freunde bezeichnet. Aguirremalloa weist jedoch darauf hin, dass die Freundschaft keine Exklusivität und keine tägliche Häufigkeit erfordert, wohl aber die Verlobung. In der Freundschaft strebt man nicht danach, sich zu verlieben, in der Ehe hingegen schon, so dass es sinnvoll ist, das Verständnis des Zölibats in diesem Sinne zu erweitern.
Im Gegensatz zu alternativen Paradigmen des Laienzölibats (Zölibat als Identifikation mit dem zölibatären Jesus oder als Freundschaft mit Jesus) argumentiert "Eine geheimnisvolle Verführung", dass der Laienzölibat bräutlich ist. In der Tat ist die Ehelichkeit für den Autor ein grundlegendes Merkmal jedes Christen als Mitglied der Kirche, der Braut Christi.
Wenn der wesentlichste Aspekt des Christen (sein "Was") die göttliche Abstammung ist, ein Kind Gottes zu sein, dann ist das "Wie" dieser Beziehung ein sakramentales, eucharistisches "Wie". Und daher bräutlich. Hier steht Aguirreamalloa in einer breiten Tradition der Kirche (die jahrhundertelang in die Enge getrieben und erst kürzlich wiederbelebt wurde), die in der Eucharistie (der Verwirklichung des Ostergeheimnisses) das "sacrum connubium" (die heilige Hochzeit) sieht, das den "admirabile commercium" (den bewundernswerten Austausch) der menschlichen und göttlichen Natur hervorbringt.
Einsamkeit und Heilung
An diesem Punkt zeigt sich die größte Originalität des Buches. Wenn der Kern der Ehe die Gegenwart des Ehepartners ist, um die Einsamkeit des Menschen zu heilen ("Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist. Ich werde ihm helfen", Gen 2,18), so ist ihre Parallele im Leben des Zölibats eine andere Gegenwart, nicht die eines anderen, sondern die des Anderen: die Jesu in der Eucharistie.
Wirkliche Gegenwart, um die Einsamkeit zu heilen, eine Heilung, die im Himmel nicht mehr notwendig sein wird, reine Gegenwart des Anderen ohne jede Vermittlung, denn im ewigen Leben gibt es keine Ehe zwischen Mann und Frau, kein Sakrament der Eucharistie. Dies ist der Kern der Sache, der notwendigerweise tausend Nuancen und andere wertvolle Schätze des Buches auslässt.
Berufliche Entscheidungsfindung
Ein zweiter Teil des Buches (mit dem Titel "Zölibat oder Ehe") ist der Berufungsentscheidung gewidmet. Und auch hier ist der Ansatz frisch und originell. Viele haben gesagt, dass die freie Wahl des Lebens eines Menschen, der die richtige Absicht und die minimale Eignung für den betreffenden Weg hat, eine Manifestation der wahren göttlichen Berufung ist.
Nach Ansicht des Autors ist dies nicht nur mit dem Satz "Nicht du hast mich erwählt, sondern ich habe dich erwählt..." vereinbar, sondern es ist in der Tat der kohärenteste Weg mit der göttlichen Natur der Beziehung zwischen den Freiheiten Gottes und des Menschen. Es ist eine attraktive Perspektive, die auf zwei suggestiven (und wenig bereisten) Visionen der Freiheit aufbaut, eine aus der Philosophie und die andere aus der Theologie.