An diesem Karfreitag fand im Petersdom die feierliche Feier der Passion des Herrn statt. Kardinal Claudio Gugerotti, Delegierter des Heiligen Vaters, leitete die Liturgie im Namen des Heiligen Vaters. Papst. Die Predigt hielt Kapuzinerpater Roberto Pasolini, Prediger des Päpstlichen Hauses, der eine tiefgründige und aktuelle Reflexion über das Geheimnis des Kreuzes als Mittelpunkt des österlichen Triduums anbot.
Von Anfang an wollte Pasolini den symbolischen Wert dieses Tages unterstreichen: "Zwischen dem Weiß des Abendmahls und dem der Auferstehung des Herrn unterbricht die Liturgie die chromatische Kontinuität, indem sie alle Gewänder rot färbt", und lädt uns so ein, "uns auf die intensiven und dramatischen Töne der größten Liebe einzustimmen".
Im Gegensatz zur heutigen Welt, "die reich an neuen Intelligenzen ist - künstlich, rechnerisch, prädiktiv - bietet uns das Geheimnis des Leidens und Sterbens Christi eine andere Art von Intelligenz: die Intelligenz des Kreuzes, die nicht berechnet, sondern liebt; die nicht optimiert, sondern sich selbst gibt". Diese Intelligenz sei nicht künstlich, sondern zutiefst beziehungsorientiert, denn sie sei "völlig offen für Gott und für die anderen".
Die Freiheit Jesu im Angesicht der Passion
In der Predigt wurden drei Schlüsselmomente aus der Passion Jesu herausgegriffen, um zu erklären, wie man ein volles Vertrauen in Gott leben kann. Der erste, als er im Garten Gethsemane von den Soldaten konfrontiert wird: "Jesus, der wusste, was ihm bevorstand, ging vor und sagte zu ihnen: 'Wen sucht ihr' ... 'Jesus den Nazarener'. Er antwortete ihnen: 'Ich bin es.'" Als er diese Worte aussprach, wichen die Soldaten zurück und fielen auf den Boden. Pasolini erinnerte daran, dass diese Geste zeigt, dass "Jesus nicht einfach verhaftet wurde, sondern sein Leben aus freien Stücken angeboten hat, wie er es bereits angekündigt hatte: 'Niemand nimmt es von mir, sondern ich gebe es für mich selbst hin'".
Dieser Schritt nach vorne sei ein Beispiel dafür, wie jeder Christ schmerzhafte Momente oder Krisen mit innerer Freiheit angehen könne, "indem er sie im Glauben an Gott und im Vertrauen auf die Geschichte, die er führt, annimmt", betonte er.
Der Durst nach Liebe
Am Kreuz, kurz vor dem Tod, sprach Jesus einen zweiten, zutiefst menschlichen Satz: "Mich dürstet". Dieser Ausdruck, so der Prediger, ist ein Ausdruck äußerster Verletzlichkeit. "Jesus stirbt nicht, bevor er nicht - ohne jede Scham - seine ganze Not offenbart hat. Indem er um etwas zu trinken bittet, zeigt er, dass auch der von Gott geschaffene Mensch "geliebt, aufgenommen und angehört werden muss".
Pasolini lud die Anwesenden ein, in diesem Bekenntnis der Not einen Schlüssel zum Verständnis der wahren Liebe zu entdecken: "Um das zu bitten, was wir uns selbst nicht geben können, und zuzulassen, dass andere es uns geben, ist vielleicht eine der höchsten und demütigsten Formen der Liebe".
Bis zum Ende spenden
Das dritte und letzte Wort, auf das er einging, war Jesu "Es ist vollbracht", bevor er starb. "Jesus bekennt die Vollendung seines - und unseres - Menschseins in dem Augenblick, in dem er sich entschließt, uns sein Leben und seinen Geist ganz zu schenken". Diese Geste sei "keine passive Hingabe, sondern ein Akt höchster Freiheit, der die Schwäche als den Ort akzeptiert, an dem sich die Liebe vollendet".
In einer Kultur, die Selbstgenügsamkeit und Effizienz schätzt, schlägt das Kreuz einen alternativen Weg vor. "Jesus zeigt uns, wie viel Leben aus jenen Momenten erwachsen kann, in denen, weil es nichts mehr zu tun gibt, in Wirklichkeit das Schönste übrig bleibt: uns endlich hinzugeben.
Die Verehrung des Kreuzes als ein Akt der Hoffnung
Im letzten Abschnitt seiner Predigt erinnerte Pasolini an die Worte von Papst Franziskus zu Beginn der JubiläumChristus ist "der Anker unserer Hoffnung", an den wir seit unserer Taufe "durch die Schnur des Glaubens" gebunden sind. Er räumte ein, dass es nicht immer leicht ist, "am Glaubensbekenntnis festzuhalten", vor allem "wenn der Moment des Kreuzes kommt".
Er forderte die Anwesenden auf, sich dem Kreuz "mit vollem Vertrauen" zu nähern und in ihm den "Thron der Gnade zu erkennen, um Barmherzigkeit zu empfangen und im richtigen Moment Gnade zu finden". Diese Geste - die Anbetung des Holzes des Kreuzes - wird für jeden Christen eine Gelegenheit sein, sein Vertrauen in den Weg zu erneuern, den Gott gewählt hat, um die Welt zu retten.
"Wie wir geliebt wurden, so werden wir fähig sein zu lieben, Freunde und sogar Feinde", schloss Pasolini. Und dann werden wir wahre Zeugen der einzigen Wahrheit sein, die rettet: "Gott ist unser Vater. Und wir alle sind Schwestern und Brüder in Christus Jesus, unserem Herrn".