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Wir schreiben das Jahr 1683, den 12. September. Eine mächtige türkische Armee von 200.000 Mann steht vor den Toren Wiens. Vor mehr als 150 Jahren, im Jahr 1529, scheiterte Sultan Süleyman I. mit seinem Versuch, die Reichsstadt, das Zentrum des Habsburgerreiches, zu erobern. Doch angesichts seiner militärischen Überlegenheit scheint dem Erfolg von Kara Mustafa nichts mehr im Wege zu stehen.
Im Vertrauen auf seinen Namen
Zwar wurde zur Befreiung Wiens ein Unterstützungsheer aufgestellt: kaiserliche Truppen, Bayern, Sachsen und vor allem Polen unter dem Kommando von König Jan III. Sobieski, aber... was sind diese 65.000 Mann gegen eine dreimal so große Streitmacht? Doch die Wiener vertrauten auf Gottes Hilfe und die Fürsprache ihrer Mutter: Am 12. September erflehte der selige Marco d'Aviano bei der Heiligen Messe auf dem Kahlenberg, der sich im Norden über der Stadt erhebt, den Schutz des Allmächtigen. Mit der Fahne der Jungfrau, die sie mit ihrem Mantel an der Spitze schützt, erfolgt dann der Angriff auf die Stellungen der Belagerer von oben und von den Hängen herab. Trotz ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit waren die Belagerer so überrascht, dass sie fluchtartig das Weite suchten und viele Teile ihrer Ausrüstung zurückließen, darunter auch die Kanonen, aus denen später die "Pummerin", Österreichs größte Glocke, die in der Stephanskirche im Wiener Dom hängt, gegossen wurde. Zum Dank an Maria führte Papst Innozenz das Fest des Namens Mariens für die ganze Kirche am Sonntag nach Mariä Geburt ein. Papst Pius verlegte ihn auf den 12. September. In Österreich wird das Fest Mariä Namen mit großer Feierlichkeit begangen.
Der "Rosenkranz-Reparations-Kreuzzug": für den Weltfrieden
Wir schreiben das Jahr 1947, und es ist der 2. Februar: Was vor fast 300 Jahren zeitgemäß in Krieg und Kampf gegen einen ungläubigen Feind geglaubt und gebetet wurde, dient heute, auf den Trümmern des Zweiten Weltkriegs, nur noch dem Frieden. Der 1902 in Innsbruck geborene Otto Pavlicek, der fern von Gott aufgewachsen war und sich eine Zeit lang von der Kirche abgewandt hatte, erlebte 1937 seine Bekehrung: Mit 35 Jahren trat er in den Franziskanerorden ein und erhielt den Ordensnamen Petrus.
Im Jahr 1941 wurde er zum Priester geweiht. Er musste in die Armee eintreten und wurde Arzt. Ein Jahr nach dem Ende des Krieges dankt er in Mariazell Sie betete für ihre sichere Heimkehr und betete mit großer Sorge für ihr Heimatland Österreich. Dann hatte er eine innere Eingebung: Er hörte die Worte der Gottesmutter in Fatima: "Tut alles, was ich euch sage, und ihr werdet Frieden haben". Peter Pavlicek gründete am 2. Februar 1947 den "Rosenkranz-Reparationskreuzzug", eine Gemeinschaft von Menschen, die den Rosenkranz beten: Gebet für die Bekehrung der Menschen und für den Frieden in der Welt.
Es geht aber auch um die Freiheit Österreichs von den vier Siegermächten, die es seit Ende des Zweiten Weltkriegs besetzt haben. Deshalb schließen sich auch hochrangige österreichische Politiker, wie der damalige Bundeskanzler Leopold Figl und sein Nachfolger Julius Raab, der Gebetsgemeinschaft an.
Die Zahl der Mitglieder steigt rasch, die Gemeinschaft wird von der Erzdiözese Wien unterstützt: 1950 sind es 200.000 Mitglieder, 1955 mehr als eine halbe Million. Pater Peter ruft auch zur Teilnahme an den Bußprozessionen auf, die nun jedes Jahr um den 12. September, dem Fest des Namens Mariens, organisiert werden und an denen wieder eine große Zahl von Gläubigen teilnimmt: 1953 waren es 50.000, 1954 80.000 Teilnehmer.
Als Russland 1955 gegen alle Widerstände dem Staatsvertrag zustimmte und damit die Freiheit Österreichs anerkannte, sahen viele darin die Erfüllung ihrer Bitten an die Gottesmutter. Der damalige Bundeskanzler Julius Raab drückte es so aus: "Wenn nicht so viel gebetet worden wäre, wenn nicht so viele Hände in Österreich mitgebetet hätten, hätten wir es wahrscheinlich nicht geschafft.
Das Fest des Namens Mariens
Um weiterhin gemeinsam im Vertrauen auf den Namen Mariens zu beten, veranstaltet der "Rosenkranz-Reparationskreuzzug" - heute auch "Gebetsgemeinschaft für Kirche und Welt" genannt - seit 1958 an zwei Tagen um den 12. September herum die "Feier des Namens Mariens".
Jedes Jahr versammeln sich Tausende von Gläubigen und Dutzende von Priestern und Bischöfen in der Wiener Stadthalle - einem Ort für Großveranstaltungen wie Musikkonzerte und ähnliches - um gemeinsam zu beten, den Glauben zu bezeugen und die Heilige Messe zu feiern. Seit 2011 findet die Feier im Wiener Dom statt. Der Papst sendet den Teilnehmern seine Grüße und seinen Segen aus Rom.
Jedes Jahr steht die Feier unter einem anderen Thema: 2020, im Jahr der Pandemie, hieß sie "Auf dem Weg zu Jesus", 2021 ging es um die Synodalität der Kirche. Nach der Eucharistiefeier wird die Fatima-Statue in einer Prozession durch die Wiener Innenstadt zum Hof vor dem Amtssitz des österreichischen Bundespräsidenten getragen, wo sie den Schlusssegen erhält.
Im Jubiläumsjahr des 75-jährigen Bestehens des Rosenkranz-Sühnekreuzzuges fragten sich die Gastprediger der Marienfeier, Kardinal Christoph Schönborn, Erzbischof von Wien, und Franz Lackner, Erzbischof von Salzburg und traditionsgemäß Primas Germaniae", auch im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine: Nützt das Gebet etwas? Und was erhoffen wir uns heute als Betende?".
Die einhellige Antwort war: Das Gebet für den Frieden ist heute genauso notwendig wie vor 75 Jahren! Kardinal Schönborn ermutigte die anwesenden Gläubigen: "Machen wir uns keine Sorgen, auch wenn wir weniger werden. Denn die Macht der Wirklichkeit Gottes ist stärker als unsere menschliche Schwäche.
Die Aufgabe der Betenden sei es daher, sich für den Nächsten und die Welt "ins Zeug zu legen". "Auch wenn der moderne Mensch vergessen hat, dass er Gott vergessen hat", so Erzbischof Lackner, dürfe die Antwort nicht Resignation sein, sondern die feste Hoffnung, dass die Sehnsucht des Menschen nach Erlösung und Gerechtigkeit stärker ist als Gleichgültigkeit. "Auch wenn es scheint, dass wir mit unseren Rosenkränzen machtlos sind, wird er dort wachsen, wo es eine Sehnsucht nach Gott gibt. Wenn wir uns von der Not der Leidenden berühren lassen und sie vor Gott bringen, wird unser Gebet erhört".
In den 1960er Jahren verbreitete sich der Rosenkranz-Reparationskreuzzug außerhalb Österreichs, zunächst vor allem in Deutschland. Heute gehören ihr rund 700.000 Menschen in 132 Ländern an. Der Rosenkranz-Reparationskreuzzug möchte eine tiefere Verehrung Marias auf der Grundlage der Heiligen Schrift fördern, denn Maria ist ein sicherer Weg zu Christus.
Die "Mutter der Gläubigen" drückt ihnen den Rosenkranz als Hilfe in die Hand. Wir müssen auch die Idee der stellvertretenden Sühne lebendig halten, die laut dem emeritierten Papst Benedikt XVI. eine "ursprüngliche Tatsache des biblischen Zeugnisses" ist.
Die Rosenkranz-Reparationskreuzfahrt soll auch zum Gebet und zum Opfer für die Bekehrung der Sünder anregen. Die Mitglieder der Gebetsgemeinschaft sollen täglich mindestens ein Rosenkranzgeheimnis beten und als Frucht des Rosenkranzes die Arbeit gewissenhaft verrichten, hilfsbereit sein und Leiden und Sorgen geduldig ertragen, auch im Sinne der stellvertretenden Sühne.
Pater Petrus Pavlicek starb 1982. Die diözesane Phase seines Seligsprechungsprozesses wurde 2001 in der Erzdiözese Wien abgeschlossen und wird seither in Rom fortgesetzt.
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